Sonntag, 30. Dezember 2007

Ende.

Jahresrückblick, was auch sonst.
Keine Angst, ich blogge auch 2008 weiter.
Macht ja auch jeder, so einen Rückblick, und es ist immer aufs Neue Jahr zu wieder trendy. Dafür halte ich mich auch ganz kurz und knapp.

Plus
- Selbstständig gemacht, viel in Sachen Bürokratie, Ämter
und Kunden gelernt
- Viele neue Leute kennengelernt, davon ein paar wenige als neue
Freunde ins Herz geschlossen
- Studium läuft & kotzt mich weniger an dank besser gewählter Kurse
- Fingertraining mit allem was Krach macht (Bass, Drumsticks, Flöten,
- ferner Gitarre (zu viele und zu dünne Saiten...))
- Meine Menschenkenntnis funktioniert noch einwandfrei

Minus
- Einen Menschen als Freund verloren und dabei hilflos zuschauen
müssen
- Junge Talente die aus total dämlichen und nichtigen Gründen
ihre Fähigkeiten brachliegen lassen;
ebenfalls hilflos zuschauen müssen
- ca. 5 Kilo Körpergewicht
(eigentlich positiv, passt aber viel schöner unter "Minus")


Fazit
Der Weg ist das Ziel.
Nur stehenbleiben sollte man niemals. Dafür gibt es Freunde und Familie, die im richtigen Moment da sind, Mut machen oder einem auch mal in den Arsch treten.
Danke danke danke dass ich Euch alle hab.

Samstag, 29. Dezember 2007

Missionarsstellung

Samstag vormittag, kurz vor 10 Uhr.
Ich sitze am Schreibtisch, eine Freundin neben mir, wir arbeiten an ihrer Bewerbung die optisch frisiert werden will und wir kommen gut voran. Es klingelt. Freudig öffne ich die Tür, denn ich erwarte ein Amazon-Päckchen.
Leider steht vor der Tür nicht der Postbote, sondern zwei sehr hausbacken gekleidete Damen in Missionarsstellung: Gewinnend lächlend
, eine davon ein Büchlein in den gefalteten Händen haltend. Die Situation erfasst mein geschultes Auge sofort: Zeugen. NEIN! Nicht jetzt! Ich will Zeugen vor der Tür wenn ich Zeit habe! Ich möchte mich ihnen widmen können! Aber nun gut.

"Ja, bitte?"
- Hallo! Oh, sie wollen gerade gehen?
(Ich trage meine Haus-Turnschuhe und eine Trainingsjacke, offensichtlich keine Klamotten mit denen man bei minus 3 Grad Celsius vor die Tür geht, und halte ein paar Blätter Papier in der Hand).
"Nein, ich arbeite."
- Ah, dann auch nur ganz kurz. Wir sind in der Nachbarschaft unterwegs, und reden mit Menschen über die besinnliche Zeit, ich hätte hier eine Bibel, dürfte ich Ihnen daraus etwas zitieren und mit Ihnen darüber sprechen?
"Boah ne, lass mal stecken. Christen..." rutscht es aus mir heraus, während ich die Tür schnell wieder schließe. Ich glaube (glaube, denn glauben heißt: nicht wissen), dass sie noch gut gesehen hat wie ich mir an die Stirn getippt habe.

Da darf es jetzt auch ruhig heißen dass die Deutschen unfreundlich sind, wenn ich den beiden quasi die Tür vor dem gepuderten Näschen zuhaue. Unhöflich finde ich in dem Fall, dass sie unaufgefordert andere Menschen mit ihrem Glauben belästigen - und das Samstag vormittags, wo der normale Mensch das Wochenende genießt, in Frieden Frühstücken will oder vielleicht auch seinen Suff von Freitag noch ausschläft.
Schade schade, mit etwas mehr Zeit und keinem Besuch in der Wohnung hätte ich die beiden eventuell davon überzeugen (gandioses Wort übrigens. über-zeugen) können, dass ihre Vorgehensweise alles Andere als heilig ist.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weihnachten 2

Es hat noch kein Ende. um halb elf Vormittags fängt meine Mama schon wieder an zu kochen. Wieder schön fettig Gans & Ente - das was in den letzten beiden Tagen noch übrig geblieben ist. Dazu selbstverständlich wieder fette Soße und das bereits unten erwähnte Wurzelgemüse. Mein Vater beobachtet mich dann etwa eine Stunde später, während ich eine Zucchini und eine Paprika würfle und das Ergebnis der Zerstückelung in kochendes Wasser werfe. "Und da musst du jetzt Butter dazutun." - Ganz bestimmt nicht. - "Dann halt Öl, aber da muss doch Fett dazu." - Nein, muss nicht. Das Gemüse soll nur warm werden und dünsten. Das reicht. - "Ach, das schmeckt doch nicht. Fett muss da ran, Fett ist Geschmacksträger, jaja, sonst schmeckt's nämlich nicht." - Paprika schmeckt selbst roh nach Paprika. Ganz ohne Öl oder sonstwas. - "Aber man muss Fett essen, das braucht der Körper, ich ess gern fettig." - Du. Ja, du arbeitest auch viel und schwer körperlich, und du kennst nix anderes. Ich mag das fettige Zeug nicht, und ich brauch es nicht. Ich sitz mehr oder weniger den ganzen Tag am Rechner, ich verbrauch kaum Energie. Schluss jetzt. - "Aber früher hast du..." - RUHE.

Keine fünf Minuten später, ich bin gerade dabei mein Gemüse vom Topf in einen Teller umzuschichten, erzählt Papa meiner Mutter: "Der Nachbar war grad unten auf der Straße unterwegs, mit Kinderwagen. Ganz stolzer Opa. Dreifach ja jetzt schon. Ei-hän heißt der neueste Enkel."
Ei-hän? Papa, der Kleine heißt bestimmt Ian, und nicht Ei-hän. - "Nein nein, der Nachbar sagt der heißt Ei-hän. Oder so. Ausländischer Name halt." - Das is lediglich eine andere Form vom deutschen 'Jan'. - "Der Nachbar sagt dass er Ei-hän heißt, und der wird's scho wissen!" - Sicher. Wie Schaggeline und Schandall. Oder auch Gäh-win. - "Tu nur wieder so als ob du alles wüsstest."
Nein, sicher nicht, ich verschwinde lieber wieder hinter dem Notebook und halt die Klappe. Dabei versuche ich das Gespräch zwischen meinen Eltern zu ignorieren, die feststellen dass die Nachbarskinder ja nur ein paar Jahre älter sind als ich, und dass es schon normal ist so mit allerspätestens 30 ein oder zwei Kinder zu haben. Hilfe! Ich denk nicht dran. Mindestens die nächsten fünf Jahre will und werde ich meiner Karriere widmen, und ganz bestimmt nicht Kinder kriegen. Ok, sag niemals nie, aber geplant auf KEINEN Fall. Auch schon magels Mann.

Ich muss weg hier, sonst fange ich echt noch an gewalttätig zu werden. Heute noch zwei Freunde besuchen, und dann schnellstmöglich die Kurve kratzen. Bevor ich wieder in meinem Kinderzimmer angekettet werde und den Nachbarsjungen heiraten muss, weil es ja so PRAKTISCH ist. WAAAH.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachten

Ich bin genervt, wie eigentlich jeder normale Mensch an Weihnachten. Die Eltern kommandieren einen ab ins heimatliche Nest, und widerstrebend folgt man dem Ruf schon in der Gewissheit dass es nicht gut enden wird. Den dritten Tag bin ich jetzt hier, und ich will wieder nach Hause bevor ich anfange durchzudrehen.
"Es is doch so schön wenn alle da sind!" - Nein, es ist nicht schön. Keiner hat was zu erzählen was von Belang wäre, aber alle reden. Über die Nachbarn, wessen Kind jetzt mit wem zusammen ist und wer davon dann auch wieder ein Kind gekriegt hat und wem es ähnlich sieht. Wen zum Teufel interessiert das? Warum muss ich mich mit Menschen an einen Tisch setzen die ich nicht leiden kann und die mich nicht interessieren? Warum muss ich mir Dinge zehn mal erzählen lassen die mich NICHTS angehen und die ich nicht wissen will?
"Nu sei doch net so und schimpf net dauernd." - Doch, und wie ich schimpfe. Es ist NICHT "lustig" und "ein Spaß" wenn man mit einer schlechten Kamera schlechte Bilder von mir macht und selbige dann auch noch mit üblem Rotstich auf einem schlechten Drucker ausdruckt. Und da zählt auch nicht dass "es halt ein lustiger Schnappschuss" sein soll, weil es einfach weder lustig noch ein Schnappschuss ist, sondern einfach ein verdammtes, mieses, schlecht belichtetes Bild.
"Wir freuen uns halt wenn du mal wieder da bist." - Ja, ganz toll. Aber: Es nervt unglaublich wenn man auf Schritt und Tritt verfolgt wird und ständig jemand an einem klebt.

Einerseits wird erwartet dass ich wie früher selbstverständlich mit hinfasse und helfe, andererseits mach ich eh alles falsch und soll am besten einfach nur hinsetzen und da sein.
Seit ich hier bin gibt es ständig essen, und mindestens fünf mal täglich werde ich mit "Magst net a weng was essen?" penetriert. Nein! Ich will nicht! Erstens bin ich seit über 10 Jahren Vegetarier, und ich werde nur weil "aber an Weihnachten gibt's halt mal Gans" in der Familientradition verankert ist auch jetzt keine essen. Und auch kein totgekochtes Wurzelgemüse und keine Knödel. Auch keine fettige Soße. Ich mag es einfach nicht. "Als Kind hast du das auch alles gemocht!" - Jeah. Kind war ich vor 20 Jahren, und - unglaublich aber wahr - Menschen ändern sich! Und ich weiß aus zuverlässiger Quelle dass ich noch nie im Leben freiwillig Rotkraut gegessen oder Knödel gemocht habe. Ätsch.
Dann werde ich ganz bestimmt jetzt nichts essen, weil ich erst vor ein paar Stunden etwas gegessen und einfach keinen Hunger habe. Da hilft auch ein "Aber ich hab jetzt extra für dich was Anderes gemacht!" mit Tränen in den Augen. Ich bin 25, ich kann besser kochen als Mutter und Oma zusammen, ich kann selbst entscheiden wann ich Essen will und wann nicht, und dann auch noch was ich will. Ein gemeinsames Abendessen reicht ja wohl.
"Du bleibst doch bestimmt jetzt eine ganze Woche hier, gell?" - Nein. - "Ja aber du hast doch auch Ferien!" - Richtig, aber ich will nicht hier bleiben, ich hab hier nichts zu tun, ich langweile mich. Zu Hause wartet Arbeit auf mich. - "Ach bleib halt hier." - Warum?! - "Na weil du früher auch hier warst. Immer. Da hat es Dir ja auch Nix ausgemacht."

FRÜHER. Heilige Scheiße. Es ist nicht FRÜHER, es ist JETZT. Ich werde den TEUFEL tun und auf liebes kleines Kind machen. Ich werde NICHT das tun was alle tun, weil ich darüber nachgedacht habe und es für ganz großen MIST halte. Ich werde NICHT etwas tun nur weil es schon immer so war. Es ist einfach unglaublich DUMM an etwas festzuhalten das eigentlich alle unzufrieden macht, nur weil sich alle einbilden "dass es sich so gehört". Scheiß drauf. Ich mache meinem Ärger sofort Luft und reise morgen wieder ab. Dass ich das schwarze (und überaus dickköpfige) Schaf der Familie bin ist ja auch nicht neu. Und darüber dass ich meine Meinung sage wundert sich auch keiner mehr, ich vernehme meistens nur ein entsetztes Lufteinschnauben und blicke in weit aufgerissene Augen.

"Das sagt man doch nicht!" - Man vielleicht nicht, ich schon. "Ja aber das kannst du doch nicht einfach sagen!" - Und ob. Und wie einfach es ist. Und ungemein befreiend.

VIVA LA REVOLUCIÓN!

Montag, 24. Dezember 2007

Männer und das was vielleicht mal einer werden wird

Ich werd nicht schlau aus euch Kerlen.

Der eine reist mit seinem Meerschweinchen Joey nach Hause über Weihnachten. Er sitzt mir im Zug schräg gegenüber. Ich amüsiere mich, denn die Meersau und ich haben die gleiche Haarfarbe & Frisur. Neben ihm sitzt seine Freundin. (Sie sprechen sich mit "Schatz" an, daher schlussfolgere ich diesen Umstand). Das Mädel sitzt sichtlich bedröppelt da und unternimmt mehrere Versuche mit Schatz eine Unterhaltung anzufangen, oder zumindest eine Antwort oder eine Reaktion auf tiefschürfende Fragen wie "Du, wo hast du die Zugtickets denn hin?" oder "Kannst du mich wenigstens mal kurz anschauen wenn du schon nicht antwortest?" zu bekommen. Erfolglos. Das Fest der Liebe gehört der Meersau, die getätschelt und gekrault wird. "Na Joey, hast du's jetzt schön warm? Toll jetzt, gell? Nimmer kalt." Dem Mädel stehen fast die Tränen in den Augen als sie sich mit der Stirn ans Zugfenster lehnt und wortlos in die Dunkelheit draußen starrt. Nach ungefähr einer Stunde wird Joey, das Meerschwein, wieder in seine Transportbox gesetzt. In diesem Moment legt sich ein Schalter um und der junge Mann ist der Gentleman in Person und versteht offensichtlich überhaupt nicht warum seine Freundin nicht mehr mit ihm sprechen will.

Der andere bemerkt zwar dass irgendwas nicht passt, hat aber offenbar so Angst vor Veränderung, dass er lieber sein Talent und seine Fähigkeiten vor sich hindümpeln lässt nur um keinen eventuell vor den Kopf zu stoßen. Junge. Du kannst so viel, wenn es deine Freunde sind werden sie sich mit dir freuen wenn du dich weiterentwickelst, und dir keine Vorwürfe machen. Nicht jede Veränderung ist was schlechtes. Hör auf alles X mal zu überdenken ob vielleicht und eventuell - mach es einfach. Mach einfach nur einen Schritt weiter nach vorne anstatt dich in etwas zu verbeißen das, zumindest in der jetzigen Form, keine Zukunft hat. Verantwortungsbewusstsein in allen Ehren, aber warum zur HÖLLE lässt du dich so unter Druck setzen? Glaub doch einfach an dich selber. Ich schau mir das nicht mehr lange mit an wenn du nicht endlich anfängst den Arsch hochzukriegen.

Es is zum heulen.
Genau wie bei Kerl Nummer 3, der den Kontakt zu allen Freunden und Familie abgebrochen hat nur weil die Freundin ihren Kontrollzwang ausleben muss.

Könnte mir bitte auch nur einer beweisen dass ich mich irre wenn ich behaupte: Alle intelligenten Kerle sind Weicheier.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Oh please, Mr. Postman!

Post! Ich kriege gerne Post. Vor allem Päckchen und dicke Umschläge. Das ist jedesmal wie eine Wundertüte, weil eigentlich erwarte ich so gut wie nie Post, außer ab und an ein Amazon-Päckchen. Heute klingelt der Postman sehr spät Abends. Sonntag? Abend? Der Postman? Nanu?
Er hat irgendwie aus versehen den Umschlag in die falsche Tasche, also seine eigene, und jetzt ein schlechtes Gewissen (Postler haben ein Gewissen?), und bringt mir den deswegen heute. Entschuldigung. - Äh... danke!

Ich taste den Umschlag ab und versuche zu raten was mir der liebe Freund, der da auf dem Absender steht, wohl postaliert hat. Mein erster Gedanke: Mini-Nunchucks. Für die, die nicht wissen was Nunchucks sind: Michelangelo, der Ninja-Turtle in orange, der hatte die.
Der Inhalt entpupt sich dann doch nicht als Waffe, sondern als das Beste was einem nach einem 8-Stunden-Arbeits-Sonntag passieren kann: SCHNAPS. Vielen vielen Dank! Dafür schneckenposte ich Dir eine Auswahl der 21 Sorten Pralinen und Plätzchen die ich in den letzten Tagen gebaut hab - sobald ich mir ausgedacht hab wie die transportsicher verpacken kann.
:)