Montag, 29. September 2008

Diplom, ich komme!

Hallo, liebes Tagebuch.

Die letzten Tage vor dem Start ins Diplom. Ich bin eine Mischung aus völlig überdreht, total ruhig, genervt, gespannt und sonstwas. Viele Bücher sind gelesen, noch mehr werden kommen - und ich unterziehe mich dem ersten Selbsttest. "Phood - Essen plus" lautet der Titel der Diplomarbeit, die bis Januar entstehen soll. Das erste Große Thema ist "Zucker". Laut makrobiotischen Ernährungsweißheiten ist Zucker der Teufel in feinkörniger Gestalt, andere Bücher setzen ihn auf die gleiche Stufe wie Nikotin und Alkohol. Ich bin nicht nikotinabhängig, mein Alkoholkonsum beschränkt sich auf etwa zwei Kästen Bier pro Jahr - wenn ich viel trinke. Aber: ich bin ein Zuckerjunkie, was ich hier gerne offen zugebe. Also nehme ich mir meine einzige "Sucht", und verzichte seit Sonntag, also Gestern, auf Zucker. Keine Limonaden (ok, das juckt mich eh nicht), keine Süßigkeiten wie Schokolade, Bonbons, Kekse, Kuchen, etc. Dass es wirklich hart werden könnte die Woche durchzustehen habe ich gerade eben beim Einkaufen gemerkt. Überall, wirklich überall ist Zucker eingepanscht. In so gut wie allen Fertigprodukten, Fischkonserven, Tiefkühlgemüse (!), Milchprodukten, Brot - man kommt nur sehr sehr schwer um den Feind herum. Dazu musste ich mir auch die etwa 20 Bezeichungen für Zucker einprägen, unter denen das weiße Gold deklariert werden darf und natürlich jedes Etikett mit der Zutatenliste der gekauften Lebensmittel lesen. Als Ersatz für Süßigkeiten - sollte es mich überkommen -, habe ich mir Rosinen, Obst und Nüsse mitgebracht. Mal schauen wie lange ich durchhalte. :)

Dienstag, 16. September 2008

Schlüsselerlebnisse

Vergangenen Sonntag bringe ich das Kunststück fertig und verbiege meinen Türschlüssel. Schöne Scheiße. Zur Wohnung gibt es zwei Schlüssel: meinen und den meiner Mitbewohnerin. Den dritten gibt es noch nicht, wohl aber die Berechtigungskarte dafür, die seit Einzug in meinen Unterlagen wohnt. Meine Mitbewohnerin ist zum Glück zu Hause, und lässt mich nach 3x Klingeln und Klopfen auch in die Wohnung. Der Versuch den Schlüssel mittels Zange wieder hinzubiegen scheitert teilweise, so kann ich damit die Haustür wieder öffnen, aber nicht die Wohnung. Da unser Wohnhaus eine Schließanlage besitzt rechne ich schon mit einem mehrstelligen Betrag in exorbitanter Höhe was den Ersatz des Schlüssels angeht. Natürlich habe ich auch keine Ahnung ob ich für das Ersetzen des Schlüssels einen Wisch von Vermieterin oder Hausverwaltung brauche, weswegen ich Montag morgen sofort zu jener welcher Hausverwaltung marschiere. Im Gepäck die Berechtigung zur Anfertigung eines Drittschlüssels. Die offenbar frisch ausgelernte, leicht gruselig geschminkte junge Dame lächelt mich zu sich. Ich erkläre ihr dass ich meinen Schlüssel verbogen habe, und diesen jetzt ersetzen lassen möchte. Meine Frage: "Brauche ich eine Genehmigung der Hausverwaltung dafür?" zaubert ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Jaja, ich müsse jetzt meine Vermieterin anrufen, damit diese der Hausverwaltung den Auftrag erteilt eine Berechtigungskarte auszustellen, die mir per Post zugeschickt wird, mit der ich dann einen Schlüssel machen lassen dürfe. Ich zögere und erkläre ihr, dass ich bereits eine solche Berechtigungskarte besitze, zur Anfertigung eines Drittschlüssels, aber lediglich wissen möchte ob ich zum Ersatz meines Schlüssels, also kein Zusätzlicher, ebenfalls eine Erlaubnis brauche (- man weiß ja nie). Sie strahlt wieder und lässt verlauten wie glücklich ich mich schätzen könne, dass ich meinen Schlüssel jetzt verbogen hätte und das bereits unterschriebene Formular (für den Drittschlüssel) nun gebrauchen muss, denn sonst müsse ich ja bei Auszug drei Schlüssel vorweisen, und es gibt ja nur zwei. In meinem Gesicht erscheint ein Fragezeichen, was die Kollegin hinter der übermotivierten Kauffrau lächeln lässt. "Ahm, dann hätte ich bei Auszug zwei Schlüssel und die Berechtigungskarte wieder abgegeben?" ... Ihr vergeht ganz kurz das steinerne Lächeln, man sieht wie sie denkt. Dann lacht sie wieder: "So lange hebt man doch ein Stück Papier nicht auf, ein Schlüssel ist besser! Also, sie müssen jetzt ihre Vermieterin anrufen, damit die bei uns schriftlich..." Ich lasse mir nochmal erklären was ich bereits weiß und mich immernoch nicht interessiert, und frage mich ob sie mir überhaupt zugehört hat, beziehungsweise meine Frage verstanden hat. Offenbar nicht. Mir wird es zu viel, als sie zum dritten Mal ansetzt mit die Geschichte der Bürokratie zu erzählen, ich flüchte mit einer freundlichen Verabschiedung und mache mich auf den Weg zum Schlüsselbauer, dessen Adresse praktischerweise auf meinem Schlüssel steht.
Dort angekommen frage ich den stämmigen Handwerker mit den wachen Augen:
"Hallo, ich habe meinen Schlüssel verbogen. Es ist eine Schließanlage. Hier ist der verbogene Schlüssel, kann ich mir den bei Ihnen ersetzen lassen, oder brauchen Sie dafür eine Bescheinigung der Hausverwaltung bzw. der Vermieterin?"
Er nimmt meinen Schlüssel, lässt sich meinen Ausweis zeigen, vergleicht Adresse und Schlüsselnummer mit der in seinen Unterlagen, fräst mir einen neuen Schlüssel und vernichtet meinen Verbogenen. Die Bescheinigung für den Drittschlüssel begutachtet er, schimpft über "diese Frau B.....dings", die "es nicht mal schafft die Felder auf dem Wisch da richtig auszufüllen. Zu blöd zum unterschreiben an der richtigen Stelle, das is mein Feld hier....", und fräst mir den Drittschlüssel auch noch.
Das Ganze ist eine Sache von keinen zehn Minuten.

Warum einfach & effizient, wenn es auch kompliziert geht, wenn man nur nicht richtig zuhört oder einfach keine Ahnung hat,...

Montag, 15. September 2008

1x Schottland und zurück

Montag, 01.09.2008

Wir starten um 11:56h am Bahnhof in Würzburg, wo Babsi schon die ersten drei Flaschen Weizen (Mitbringsel für die Schotten) zerdeppert und ihren Koffer mit dem Inhalt tränkt. Ein ICE der deutschen Bahn bringt uns, das Käsebrötchen und die Flasche Sekt zum International Airport Frankfurt. Wir checken ein und geben unser Gepäck ab, mit der Bitte es direkt nach Edinburgh durchzuchecken. Nach sechs Sicherheitskontrollen und über einer Stunde sind wir dann auch schon am Gate, wo wir eine britische Familie beobachten: Mama, Papa, Sohn und Tochter. Alle etwas korpulenter, schlechte Haut, Mutter mit Dauerwelle – nur die Tochter ist herausragend. Sie ist schätzungsweise 13, 14 Jahre alt und einfach nur fett. Wir nennen sie den Blob. Eigentlich bemitleidenswert, aber wir sind zu hibbelig, lästern nur eine Runde und fotografieren sie. Per Lufthansa mit Käsebrötchen und gar nicht mal so gutem Müsliriegel geht’s auf nach London.

Wir sind eine gute halbe Stunde zu spät dran, erwischen unseren Anschlussflug aber trotzdem noch nach gefühlten zehn Kilometern Fußmarsch durch die Gänge des Flughafens. Das flaue Gefühl
im Magen bei Start und Landung bleibt, aber wir landen sanft in Edinburgh und tingeln zur Gepäckausgabe. Wir warten, warten und warten – unser Gepäck kommt nicht. Die nette Dame der Star-Alliance schaut auf Nachfrage in den Computer und beglückwünscht uns: wir sind die einzigen Beiden auf dem ganzen Flug, deren Gepäck noch in London ist. Na juchuh. Bis Mitternacht sollten die Koffer da sein, und uns am nächsten Tag direkt in unsere Unterkunft gebracht werden. Als Übergangslösung bekommen wir jede ein Mäppchen der Fluggesellschaft mit dem Nötigsten drin: Zahnbürste, -pasta, T-shirt, Shampoo und dergleichen. Wir suchen uns einen Bus ins Stadtzentrum
und dort das Hostel in dem wir uns per Internet eingebucht hatten. Das Brodie’s empfängt uns in erwartet siffiger Hostel-Manier, und als wir das 16-Bett-Zimmer betreten, in dem wir zu nächtigen gedenken, ist dort im mit Bettlaken verhängten Stockbett ein Pärchen am poppen. In den
Duschen (4 Stück für ca. 40 Mann) wohnt der Schwarzschimmel, aus den Fenstern im Gemeinschaftsraum kann man kaum blicken, und in der Küche wuchern Rost- und flauschige Schimmelpilzkulturen in Töpfen und Aufbewahrungsboxen. Für diese Nacht sind wir zu viert im Zimmer, der Rest der Betten steht leer. Vor der Tür spielen eine überdrehte Holländerin, zwei Belgier und noch ein junger Herr ein Saufspiel, und eine alte Dame mit fast keinen Zähnen und einer dubiosen Hautkrankheit sortiert im pastellfarbenen Blümchenschlafanzug Rechnungen und macht scheinbar ihre Buchhaltung. Babsi und ich ziehen es vor uns so gut es geht sauber zu machen und früh schlafen zu gehen.


Dienstag, 02.09.2008

Da unsere Koffer morgens noch nicht da sind tingeln wir erst mal durch Edinburgh. Mittags dann zurück im Hostel sind unsere Koffer endlich ange-kommen. Von den vier Bierflaschen in meinem hat eine die Reise nicht überstanden.
Erkenntnis: Unterwäsche für sieben Tage und ein Schlafanzug saugen einen halben Liter Weizen problemlos auf. In den Mäppchen der Fluggesellschaft war dankenswerter Weise auch jeweils ein Beutelchen Waschpulver, also versuche ich im Handwaschbecken am Klo meine Unterwäsche vom hopfigen Brauereierzeugnis zu befreien während Babsi endlich duschen kann und sich dabei bemüht möglichst nicht Boden oder Wand zu berühren. Selbstverständlich habe ich den falschen Adapter dabei, der Akku meiner Kamera gibt auf, und Babs kann sich die Haare nicht föhnen. Ein freundlicher Zimmer-mitbewohner leiht uns seinen Zwischenstecker, und wir können Haare, Socken und Buxen halbwegs trocknen. Soweit, so gut. Wir machen uns noch mal auf den Weg die Stadt zu erkunden, fotografieren kleine Läden, begutachten Architektur und entern den wohl besten Second-Hand-Shop in Schottland: Armstrong’s am Grassmarket. Ich erstehe einen Wintermantel aus den späten 60ern für 28 Pfund, Babs einen hübschen Rock. Postkarten werden gekauft und geschrieben, dazu sitzen wir im Princess Garden in der Sonne, Edinburgh Castle als Blickfang in der Kulisse. Edinburg an sich ist eine hübsche, alte, aber relativ kleine Stadt, die man an 2 Tagen touristisch-oberflächlich abgrasen kann. Den ersten Tag beenden wir im World’s End, einem sehr hübschen Pub mit relativ normalen Preisen für’s Essen in der High Street – und praktischerweise gleich direkt neben unserem Hostel.
Babs zieht das Tagesfazit:
Schöne Männer: Null – wir sind ja auch in Schottland; Mürrische Damen an der Rezeption: Eine; Spontankäufe: Vier, davon nützlich: Einer. Schuhbilanz: Null => traurige Babsi.
Ende Tag 2.


Mittwoch, 03.09.2008

Endlich sind die ersten meiner Unterhosen trocken, und auch ich kann mit dem Schwarzschimmel gemeinschaftlich duschen. Wir frühstücken die pappigen Brötchen die wir gestern im Supermarkt mitgenommen haben mit ultrasüßer Marmelade, dazu gibt’s (kostenlosen) schwarzen Tee. Dann wird der Rucksack gepackt und auf geht es in die Stadt zum Sightseeing. Eine Post ist schnell gefunden, und um elf Uhr schließen wir uns vor dem Starbucks in der Highstreet (wichtiger Zusatz, denn es gibt gefühlte 2000 Starbucks in Edinburgh) einer kostenlosen Guided Tour an. Unser Guide heißt Kathy, ist gebürtige Kanadierin, und ein lustiges kleines Ding. Sie erzählt und zeigt uns viel Interessantes, unter anderem das älteste Haus der Stadt, die Church (gesprochen: Kurck, mit stark rollendem R), Edinburgh Castle, den Pub in dem Harry Potter „geboren“ wurde, den meistbespuktesten Friedhof Großbritanniens und vieles mehr. Wir haben alles was man gesehen haben muss in drei Stunden abgelaufen, einen Herren im Kilt gesehen und sind von einem spontanen Platzregen durchnässt – Edinburgh kompakt und sehr empfehlenswert. Wir tappen zurück zum Hostel und legen uns soweit wie möglich trocken. Babs föhnt ihren Schal, die Füße und Socken, während sie immer noch von meinem Essen angewidert ist: Fish & Chips mit VIEL Essig. Ihr Beef-Burger mit ordentlich Knorpel war auch nicht viel besser.
Um halb Acht abends liegen wir beide schon in unseren Betten und starren an die Decke. In einem Internetcafé haben wir jetzt endlich ein paar Rezessionen des Hostels gefunden, das wir in Glasgow gebucht haben, und uns schwant Böses. Es muss wohl die allerletzte dreckige Absteige sein. Wir stellen uns also auf die nächste kleine Katastrophe ein und fallen in einen unruhigen Schlaf.


Donnerstag, 04.09.2008

Morgens wird in Windeseile Koffer gepackt. Sogar wirklich im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Spanier, der im Bett neben Babs lag, war von Blähungen geplagt und unterhielt damit das halbe Zimmer die Nacht hindurch. Beim Frühstück, es gibt schwarzen Tee mit Milch und pappige Brötchen, zeigen uns zwei gestern angereiste deutsche Vorzeige-Pädagoginnen ein paar Bed Bugs. Jene welche, alles in allem etwa 20, hat der Belgier heute Nacht aus seinem Schlafhemd geschüttelt. Putzmuntere und sogar relativ große Wanzen in gesundem Schabenbraun. Während wir die Bugs betrachten füllt sich das zweite 16-Bett-Zimmer mit einer italienischen Rugbymannschaft, die alle zeitgleich die Schuhe ausziehen. Man kann die Wand aus Geruch fast sehen. Die jungen Herren inspizieren Duschen und Toiletten, der Großteil davon leicht bekleidet. Einer davon starrt mich auf meinem Weg in die Küche unverblümt und mit hängendem Unterkiefer an. Leider muss ich meinen Blick schnell abwenden, sonst hätte es passieren können dass ich ob seiner üppigen Behaarung und seinem gelben Leinenschlüpfer, passend zu den Adiletten, lauthals losgelacht hätte. Sein knapp zwei Meter großer Kumpel, dem man seinen IQ leider (?) ansieht, steht mit deutlich angestrengtem Blick vor der Flurwand, auf die Flaggen vieler Nationen gepinselt sind. Er freut sich als er die Irlandflagge findet, deutet darauf und lässt seine Freunde wissen dass sie da ist, bella Italia, nur das Rot nicht so toll aussieht. Ich verrate ihm nicht dass die Flagge seines Heimatlandes direkt vor seinen Augen gemalt ist, als ich aus der Küche zurück komme.
Da wir heute vorzeitig abhauen kann ich einem der beiden Mädels mein wanzenfreies Bett überlassen, und Babsi und ich treten die Flucht westwärts an. Vor lauter Eile vergessen wir sogar unseren Plan dem Hostel einmal kräftig in die Dusche zu kacken. Also los zum St. Andrew’s Square, für £5.70 ein Ticket gekauft und los per Bus nach Glasgow.
Um ca. 13 Uhr kommen wir nach einer relativ anstrengenden Busfahrt inklusive Stau an der Buchanan Bus Station in Glasgow an und setzen uns davor in die Sonne. Wir schauen uns an, in unseren Augen steht ein einziges Wort: HOSTEL, eingepackt in the great german ANGST. Stumm kommen wir überein: nein. Kein Hostel mehr. Daher führt der erste Weg in die Touri Info, wo wir uns vom lustigen Steve (mit selbstgezeichnetem Spiderman-Tattoo am linken Unterarm, ein 3-Sterne-Bed & Breakfast buchen lassen. Nach gefühlten 15 Kilometern und einem nettem Umweg kommen wir im Hotel an, checken ein – und freuen uns wie die Schnitzel: blitzsauberes Foyer mit weichem Teppich, kostenlose Internetbenutzung, Zimmer mit eigenem Bad, frischen Handtüchern… jawoll. Wir strecken auf den bequemen Betten erst mal alle Viere von uns und schalten den Flachbildschirm an. Nach kurzem Gammeln bummeln wir dann doch noch mal gemütlich durch die Stadt, Babsi ersteht endlich ihr erstes Paar Schuhe: lila Hochhackige. Um acht Uhr Abends liegen wir im Schlafanzug und mit einer Dose Bier in der Hand vor der Glotze, sind glücklich und wissen mit Sicherheit: wir sind alt geworden.


Freitag, 05.09.2008

Früh ins Bett, früh wieder raus. Babsi hat Halsschmerzen und fühlt sich krank. Auf ihrer Seite machen sich kleine Pusteln breit. Die Bed Bugs werden sie nicht doch gebissen haben? Wir frühstücken ausführlich, verschmähen aber Haggis, Black Pudding, Würstchen und andere britische Frühstückskuriositäten. Nach ausführlichem Duschen latschen wir erneut Richtung Stadt, auf dem Weg dahin statten wir dem Hostel, in dem wir eigentlich bleiben wollten, einen Besuch ab. Es liegt gerade mal zwei Straßen weiter, das Foyer ist mehr als verdreckt, und es riecht modrig. Das Mädel am „Empfang“ sieht blass und verbraucht aus und ist geschminkt wie ein modernes Kunstwerk. Babs und ich sind sehr sehr froh dass wir unserer spontanen Eingebung gefolgt sind und jetzt äußerst komfortabel wohnen anstatt in diesem Loch schlafen zu müssen.
Wir schlendern gut gelaunt durch Glasgow, machen Fotos, kaufen Klamotten, Schuhe und Mitbringsel, schreiben die letzte Postkarte und essen zu weiches Weißbrot mit zu viel Mayo drauf.

Babs geht es nicht so großartig, weswegen wir uns auf dem Rückweg zum Hotel nur noch schnell in den Supermarkt verirren wo wir Orangenmarmelade, Linsenpastete und Sponge-Pudding kaufen. Nach einem kleinen Nickerchen im Hotel schlendern wir durch den nahe liegenden Park und gehen bei „Charlie“ gleich nebenan Fish & Chips sowie Pizza essen. Alles frisch gemacht, riesen Portionen, und für schottische Verhältnisse sogar recht günstig. Schmeckt auch echt lecker – aber es ist fettig wie sonst was. Wir merken beide dass wir bald Magenschmerzen haben werden. Zum schönen Abschluss wollen wir auf der anderen Straßenseite noch ein Bier trinken gehen. Das „Big Slope“ ist schön gemacht, man fühlt sich schnell wohl. Ich fotografiere die hübsche Bar und eine ältere Dame am Nebentisch. Sie lächelt und freut sich. Eine halbe Stunde später sind wir mit Jean und ihrem Mann Cecil per Du, plaudern, lachen - und singen. Die 67jährige kippt ordentlich Wodka-Cola, ihr drei Jahre jüngerer Mann schüttet Bier in seinen Whiskey (damit man ihn schneller trinken kann) und nennt das Gemisch Shirley Bessie.
Wir tauschen Adressen und haben viel Spaß. Die beiden sind wegen einer Hochzeit aus Belfast angereist, und es stellt sich heraus dass wir im selben Hotel wohnen, was aber aufgrund alkoholbedingter Kommunikationsschwierigkeiten erst recht spät auskriecht. Sie laden uns noch auf eine Pina Colada auf ihrem Zimmer ein, jene welche sie aus Belfast mitgebracht hatten. Wir lehnen dankend ab, helfen Cecil seine Jean aus dem Big Slope über die Straße und die Treppe zum Zimmer hinunter zu tragen. Wir melden uns per Internet noch schnell bei unseren Liebsten und fallen angetrunken, satt und müde in die Federn.


Samstag, Sonntag, Montag, 06. - 08.09.2008

Aufstehen, packen, frühstücken, auschecken, zur Busstation laufen, feststellen dass wir viel zu früh dran sind, warten, Ticket kaufen, und weiter nach Glenrothes zur Ex-Gastfamilie von Babsi. Die Mckenzies nehmen uns herzlich auf. Colin fährt noch schnell einkaufen, setzt uns derweil am örtlichen Einkaufszentrum ab wo Babsi ihr drittes Paar Schuhe ersteht. Das Abendessen ist üppig und erschreckend fettarm, dazu gibt es lustige Geschichten über im Urlaubspool schwimmende Marsriegel und entsetzte Zuschauer. Wir machen uns kurz zurecht und kommen mit Colin und Leslie zu den Nachbarn auf eine Abschiedsparty. John wird seine Familie in Schottland lassen und erst mal für ein paar Monate wegen eines Jobs alleine nach Dubai ziehen. Alles Essbare ist entweder frittiert oder dick mit Mayo (wahlweise Sahne) bestrichen und gefüllt. Wir amüsieren uns, trinken, unterhalten uns mit den Leuten dort und feiern Abschied. Den nächsten Tag vergammeln wir vor dem riesigen Flachbildschirm auf der Couch und gehen wieder früh schlafen. Babsi geht es nicht wirklich toll, ihr Ausschlag wird schlimmer. Am Montag bringt uns Colin noch mit dem Auto zum Flughafen, und wir machen uns wieder auf den Weg nach Hause. Schön war’s!