Mittwoch, 21. Oktober 2009

Unfreundlichkeiten

Halli hallo, ich mal wieder.

Die Nebenan-Nachbarin hat meine Vermieterin wiederholt mit einem Brief beglückt, nachdem jetzt ja doch schon einige Monate, man möchte sagen fast ein halbes Jahr, Ruhe war. Natürlich ist mein Gewerbeschein mal wieder Stein des Anstoßes, ebenso die Tatsache dass wir pinkeln. Auch Nachts. Oh mein Gott...

Meiner Vermieterin wird es langsam zu bunt, was sie der Nachbarin auch schriftlich mitteilt. In dem Schreiben steht sinngemäß, dass die Hausverwaltung über meine Tätigkeiten seit über einem halben Jahr ausführlichst bescheid weiß, sich nie jemand daran gestört hat, und dass die Nachbarin bitte aufhören soll sie als Vermieterin mit Briefen zu bombardieren und sie mit Sachen zu belästigen die sie nichts angehen und sie auch nicht interessieren, da sie nicht mal im Haus wohnt.
Ich warte darauf dass die Nachbarin endlich mal ihre eigene Vermieterin anschreibt und die uns gegenüber angedrohte Mietkürzung durchzieht. Dann werde ich sehr gerne die Gutachter einlassen, die - von der Nachbarin bezahlt - messen werden wie laut ich pinkle. Ist ja auch nett sowas zu wissen. Beziehungsweise erkläre ich auch gerne jedem gerufenen Polizisten, dass ich gerade Zähne geputzt habe.

Soviel dazu, nun Teil 2 der täglichen Unfreundlichkeiten in dieser seltsamen menschenhassenden Stadt.
Gerade auf dem Weg aus der Innenstadt nach Hause (mit dem Rad), sehe ich wie eine Radfahrerin durch den Park zur Straße rollt, kurz stoppt, dem Wagen auf der nächstgelegenen Straßenseite zunickt, anschubst und weiter über den Zebrastreifen rollt. Das Auto auf der anderen Straßenseite denkt nicht dran für sie zu bremsen und gibt statt dessen nochmal etwas Gas. Die Radfahrerin muss natürlich anhalten und schüttelt mit Blick auf den Fahrer des Autos, das nun mitten auf dem Zebtrastreifen steht, den Kopf. Der Fahrer brüllt beim runterkurbeln des Fensters etwas unverständliches (ich bin noch zu weit weg um es zu verstehen), was aber sehr nach Beleidigung klingt. Die junge Radlerin zeigt mit beiden Händen auf den Zebrastreifen und erklärt dem Fahrer dass er bitte anzuhalten hat wenn hier jemand über die Straße möchte. Ich bin fast am Zebrastreifen und schnappe ein paar Sätze auf. Hauptsächlich brüllt der Autofahrer Beleidigungen, und die Frau erklärt ihm noch relativ ruhig dass sie gedenkt ihn anzuzeigen. Sie schiebt/rollt ihr Rad um das Auto des Fluchenden herum auf die andere Straßenseite, der Autofahrer gibt, noch ein paar Beleidigungen brüllend, Vollgas. Ich komme neben der Frau zum stehen, wir blicken beide kopfschütteld dem Auto hinterher.
Natürlich muss sich der nette Passant (Trainingshose, Bomberjacke, Kappe, Schnauzbart, großer Hund an der Leine) - der gott sei dank noch etwa hundert Meter entfernt ist - auch gleich mit einmischen. Er brüllt uns an, dass wir gefälligst schieben sollen, nicht fahren, und die blöde Kuh hätte man eh sofort über den Haufen fahren sollen wenn sie schon zu dämlich ist das Schild zu sehen.
Kurz zum Schild.
Kommt man vom Park richtung Straße ist da ein Schild, das den Zebrastreifen symbolisiert. Darunter, ziemlich klein, mit Aufklebern und schwarzer Sprühfarbe unkenntlich "verschönert", ein "Radfahrer bitte absteigen". Kann natürlich keiner mehr lesen, aber *das weiß man ja* und so... Außerdem kratzt es eh keinen wenn man da über den Zebrastreifen rollt, wenn man vorher sein Tempo verlangsamt, Blickkontakt mit den Autofahrern aufnimmt und sich so kurz verständigt. Wie es eben die junge Frau gemacht hat.
Aber nein, der - und ich sage das jetzt sehr bewusst - durchschnittliche, alteingesessene Würzburger (!), der pocht darauf dass man selbstverständlich weiß dass da ein Schild ist, dass man weiß was darauf steht, und dass man dem auch Folge leistet. Wenn nicht sollte man überfahren, gevierteilt, geteert und gefedert oder am besten gleich öffentlich gesteinigt werden. Natürlich hat der der am lautesten brüllt recht.
Apropos. Ich wurde an exat dem selben Zebrastreifen auch schon mal aus einem Auto heraus angebrüllt. Warum? Weil ich mein Rad über den Zebrastreifen geschoben habe, und dabei wohl zu langsam war...

Wir zwei Mädels schwingen uns wieder auf unsere Räder, ich wünsche dem Passanten noch einen schönen Herzinfarkt indem ich ihm über die Schulter hinterherbrülle - man muss ja mit solchen Leuten eine Sprache sprechen die sie verstehen, und machen uns beide weiter auf den Weg. Wir scherzen die paar Meter die wir nebeneinander herradeln noch über die unglaublich freundlichen Menschen dieser Stadt und kommen überein, dass das beste was man in Würzburg machen kann wegziehen ist.

Ich arbeite darauf hin...