Donnerstag, 27. November 2008

Unerträgliche Schmerzen

Es tut so weh in den Augen und im Herzen.
Deppenapostrophe soweit das Auge blickt. Meistens sogar nicht mal Apostrophe, sondern Akzente. Dass man ein Genitiv-S abtrennt verstehe ich zwar nicht, aber es würde zumindest ansatzweise noch Sinn machen. Nicht so wenn man ein Plural-S grobschlächtig vom Wort abhackt. Das Allerschlimmste aber ist, wenn jemand seinen Fehler auch noch mit Zähnen und Klauen verteidigt.
So geschehen heute in einer T-Shirt-Druckerei. Die Kundin holt ein Poloshirt ab, auf dem steht: "Ich liebe... Rote Polo's". "Getextet" und getippt/gesetzt hat es der Besitzer der Druckerei selbst. Meinen Hinweis, dass "Rote" klein geschrieben gehört, ignoriert er komplett, und den Vollidioten-Akzent begründet er so:
"Das ist ja der Witz dran, damit man weiß dass das T-Shirt gemeint ist, deswegen muss da ein Dings hin. Außerdem steht sonst das S zu weit weg." Auch mein Beispiel: "Die Mehrzahl von Auto ist doch auch Autos - nicht Auto's, oder?" wird mit "Jaaaaa, aber wir meinen doch das Shirt, und nicht das Auto!" abgeschmettert. Ebenso das Beispiel "DVD -> DVDs" zieht nicht. "Wir wollen doch ein Shirt, und keine DVD haben!" Eine Wette, dass ich doch Recht habe, die durch Nachschlagen in einem Duden zu entscheiden wäre, schlägt er aus. "Quatsch, das gehört so, das machen alle!"
Erstaunlich wie kreativ, uneinsichtig und stur der Mensch an sich werden kann. Der türkische Imbiss nebenan wirbt mit "Süßßes zum Nachtisch" (kein Scherz), der Media-Markt verkauft "DVD`s", und ich, ich setze mich jetzt in eine Ecke und weine. Arme, schöne Sprache.

Montag, 24. November 2008

Selber schuld!

Mein Rucksack geht kaputt. Beim linken Träger unten und am Boden geht jeweils eine Naht auf. Für einen fast neuen, gerade mal vier Monate alten Rucksack, der obendrein wenig benutzt wurde, ein echtes Ärgernis. Den Kassenzettel hab ich leider nicht griffbereit, weiß aber dass der irgendwo in meinen Unterlagen rumflattert. Trotzdem gehe ich in das Geschäft in dem ich den Rucksack gekauft habe, weil es genau gegenüber meiner Arbeitsstelle ist. Dass ich ohne Kassenzettel kaum eine Chance habe ist mir bewusst, aber ich wollte ja auch nur fragen ob es ein Fabrikationsfehler und/oder Umtausch prinzipiell möglich ist.

Den leeren Rucksack rechts geschultert und rein ins Geschäft. Die hagere Verkäuferin trägt einen blondierten Bürstenhaarschnitt und guckt mich grimmig an. Ich schildere ihr mein Anliegen. Anstatt mir einfach nur zu sagen dass ich ohne Kassenzettel keinen Umtausch bekomme belehrt sie mich ausführlich.
Ich sei ja selbst schuld dass er kaputt geht, wenn ich den Rucksack nur auf einer Schulter trage. Außerdem soll man keine schweren Sachen reinpacken.
Aha. Es ist ein Trekking-Rucksack. Also schätze ich dass man mehr als einen Schulordner und eine Flasche Wasser darin herumtragen darf. Und wenn er nicht gerade - wie jetzt - ganz leer ist, dann trage ich den auch nicht auf einer Schulter, sondern auf zwei. Dazu hab ich ja einen Rucksack, und keine Handtasche. Die Verkäuferin keift mich weiter an. Wie man mit seinen Sachen so luderlich umgehen kann, und überhaupt. Man sieht ja schon dass der Rucksack stark gebraucht ist (ich frage mich woran), und wie ich überhaupt auf die Idee käme gerade sie zu fragen, sie muss hier verkaufen (es ist sonst keiner weiter im Laden außer 2 weiteren Verkäufern), und ich hätte ja wohl selbst etwas nachdenken können bevor ich mich im Recht fühle irgendetwas zu fordern.

Nun ja.
Ich suche jetzt diese Rechnung raus, werde den Rucksack umtauschen - und dem Laden mal ordenlich auf den Verkaufstresen kacken. Was für ein Service, welch überschäumend freundliche Beratung! Nächstes mal bestell ich mir einfach einen online, wenn es dem Einzelhandel so gut geht.

Montag, 17. November 2008

Pferdeparfum

Wenn man sich, gezwungener Maßen, länger in der Parfumabteilung einer Drogeriekette aufhält, kann es durchaus vorkommen dass kaufwillige Menschen nach dem Standort des ein oder anderen Duftes fragen. Eigentlich bin ich die komplette Fehlbesetzung in Sachen Parfumberatung (denn ich besitze exakt eines - und das ist so gut wie unbenutzt), aber deswegen räume ich ja nur die Regale ein. Wo die Sachen stehen weiß ich mittlerweile, und auch dass die meisten Wässerchen ehr fürchterlich stinken als duften... Aber dank meiner Kolleginnen, die mich meine zwei Monate als Weichnachts-Einräum-Wichtel begleiten, bin ich nach zwei Wochen bereits halbwegs fit im Duft-Memory. Außerdem erheitert die Kundschaft meinen kurzen Arbeitstag ungeheuer.
Die erste ältere Dame hätte gern "dieses Pferde-Paföng", von dem die Enkelin so schwärmt. Den Bogen von Pferdepaföng über einen Gaul zu Gaultier zu schlagen geht ja noch. Auch "Gucki" findet man unter "Gucci" recht fix. Bruno Panini steht in der Obstabteilung unter Banani, und nicht bei den Sammelbildchen. Der Dialekt ist es, der den Charme dabei ausmacht. Dann zeigt man auch gerne wo "Zerrütti" (Cerruti), "Gullerjan" (Guerlain), "Giffentschi" (Givenchy) und dergleichen stehen.
Als überzeugter Hasser der franzackischen Sprache, die bei Parfums - oder schöner: Bahföng (-, der) - vorherrscht, bin ich ebenfalls dazu übergegangen im Stillen, beim einräumen, alle Namen so auszusprechen wie sie auf den opulenten Packungen stehen, oder aber lustige franzackisch-deutsch-englisch-spanische Esenlsbrücken zu bauen. Dabei muss ich nur tierisch aufpassen es nicht laut auszusprechen was ich denke. Denn: "Hure für Ihn" (Allure pour Homme, Chanel) wirkt wenig überzeugend wenn die Chefin vor mir steht. Wobei ich ja immer noch finde dass "Verarsche" den Kern wesentlich besser trifft als "Versace". Um die 80 Euro für 20 Milliliter Wässerchen? Ja, ne...
Aber lustig ist es immer wieder, auch wenn man stinkt wie ein Pferd wenn man durch 15 Duftwölkchen gelaufen ist, mit denen sich die Kunden gerade probeweise eindieseln.

Freitag, 14. November 2008

Früher war alles besser

Weil Früher gab es bestimmt noch keine Radwege, und halberwachsene Unholde die darauf fuhren.
Heute des Morgens bin ich unterwegs in die Stadt. Auf besagtem Radweg, der mich zu einer Kreuzung führt. Auf der anderen Seite der Kreuzung ist kein weißer Strich, der den überbreiten Weg in Fußgänger und Radler teilt. Nach der darauf folgenden Kreuzung - in Sichtweite - allerdings ist der Strich wieder da. Eigentlich kein Problem, erstens ist es relativ früh, und somit fast keiner zu Fuß unterwegs, zweitens hätten auf dem Weg locker ein Kinderwagen, ein Rad und ein bis zwei Fußgänger nebeneinander Platz. Hätten. Leider ist die betonierte Fläche nicht groß genug für einen einzigen alten Mann und mich. Der sieht mich von weitem, und steuert schräg auf mich zu, und versucht mich dann mit den Worten "Da unten ist der Weg!" auf die vielbefahrene Straße zu schubsen. Ich weiche seiner Attacke leicht schlingernd aus, keine Sekunde später fährt der Lastwagen an meiner linken Seite auf der Straße vorbei. Das hätte echt blöd ausgehen können wenn mich der alte Sack erwischt hätte, der dann über die Jugend fluchend mit schüttelnder Faust hinter mir her gewunken hat...
Ich hasse Menschen. Vor allem alte. Und wahrscheinlich geht dieses Exemplar irgendwann an seiner Grießgrämigkeit und einem Herzkasper völlig unzufrieden hops. Aber Hauptsache er hatte recht.