Donnerstag, 30. April 2009

Vorne hui, hinten ganz pfui.

Gestern Abend war Eigentümerversammlung des Hauses in dem ich nun wohne. Meine Vermieterin telefonierte vorher noch mit mir und erkundigte sich, ob es noch einen Zwischenfall gegeben hätte. Ich konnte ihr lediglich das eigentlich erfreuliche Gespräch mit der Nachbarin von schräg unter uns melden, sonst nichts.
Heute nun erfahre ich, dass eben jene welche Nachbarin in Zusammenarbeit mit der Nebenan-Nachbarin per Google herausgefunden haben will, dass ich in der Wohnung ein illegales Gewerbe betreibe, und wohl in diesem Wohnhaus Textilien bedrucken soll. Dies geschähe womöglich immer nachts, so erkläre sich das ständig laufende Wasser. Die Unten-Nachbarin wisse, dass man zum drucken wohl immer viel Wasser brauche.
Aha.
Entweder ist mir da in den fast zehn Jahren, in denen ich nun im Druck- und Grafikbereich arbeite, gehörig was entgangen, oder die Frau besitzt nicht mal annähernd einen Hauch Halbwissen darüber wie man Textilien bedruckt oder was ein Grafiker macht.
Auch muss mich wohl damals, als ich mein Gewerbe angemeldet hatte, mein Unternehmensberater belogen haben, so wie auch diverse Gesetzestexte und Urteile von Gerichten falsch liegen müssen, die genau das, was ich zum Gelderwerb betreibe, ausdrücklich erlauben.
Gut, ich weiß dass ich nichts unrechtmäßiges tue. Ich weiß auch, dass ich meiner Vermieterin keinerlei Rechenschaft darüber schuldig bin, wo mein Schreibtisch steht und wie groß er ist, oder ob ich das, was ich hier verkaufe, überhaupt darf. Da ich meine Vermieterin aber sehr mag, und ihr Sohn in einer anderen Großstadt dem gleichen Beruf nachgeht wie ich, schicke ich ihr eine ausführliche Beschreibung meiner beruflichen Situation, diverse Urteile, Infotexte von namhaften Gewerkschaften und Institutionen sowie Rechtsanwälten, Telefonnummern von Bauaaufsichts-, Finanz- und Gewerbeamt und meinem Unternehmensberater - und eine Kopie meines Gewerbescheines inklusive Steuernummer.
Ich habe mir nichts vorzuwerfen und nichts zu verbergen. Jetzt dürfen mir die Herrschaften gerne eine Buchprüfung auf den Pelz brennen und versuchen mir zu verbieten Zähne zu putzen oder meinen Rechner einzuschalten. Ohne jedes Recht und ohne jeden Halt. Prima, ich freue mich auf den Papierkrieg. Arschlöcher. Vielleicht verklage ich sie am Ende des Zinobers wegen übler Nachrede, Rufschädigung und Mobbing. Mit einem Lächeln werde ich ihnen allen dann gern die Briefe persönlich in die Hand drücken.

Dienstag, 28. April 2009

Ein kleiner Sieg

Da ich ausnahmsweise mal passend zu Hause bin kann ich heute Nachmittag mein Paket selbst beim DHL-Mann in Empfang nehmen. Die Nachbarin von schräg unter mir ist nicht da, also beschlagnahme ich ihre beiden Päckchen gleich mit. Keine halbe Stunde später steht sie auch schon mit Hund (Handtaschenformat-HuFu-Werbung-Köter) vor meiner Tür. Sie lächelt, freut sich über ihre Pakete und ist sehr sehr freundlich zu mir. Ich frage nochmals nach ob wir leise genug sind. Ja, sind wir, keine besonderen Vorkommnisse, alles in Ordnung. Sie lächelt immernoch.
Prima, zumindest das hätten wir jetzt. Bleibt nur noch die keifende Furie von nebenan, und da werden mir Vermeiterin und das deutsche Mietrecht zur Seite stehen. Die krieg ich auch noch klein.
:)

Sonntag, 26. April 2009

Leise pinkeln Teil 2

Am Samstag um etwa elf Uhr klingelte das Telefon, dran war meine Vermieterin. Die Nebenan-Nachbarin hatte sie soeben angerufen und sich über uns beschwert. Ruhestöhrung, Badbenutzung in den Nachtstunden in exorbitantem Ausmaß etc. Die Vermieterin erbat sich eine kurze Bedenkzeit und unterrichtete mich davon. Wir waren uns schnell einig, dass die Nachbarin übertreibt und sich sogar gerne selbst widerspricht. Da die Dame nun definitiv zu Hause zu sein schien wollte ich - mittlerweile den fünften - Versuch unternehmen und mit ihr persönlich sprechen. Ich war eh schon auf dem Weg in die Stadt, da traf sich das sogar ganz gut. Aufgelegt, zwei Schritte zur Nachbarstür, mehrfach klingeln, klopfen und warten zwischendurch. Keine Reaktion. Zurück in die eigenen vier Wände, Vermieterin zurückrufen. Wir kommen überein, dass sie die Nachbarin zurückruft und ihr den direkten Kontakt nahelegt, da sie am Telefon auch schlecht was machen kann.
Wir verabschieden uns, verabreden noch dass das Telefonat nie stattgefunden hat - man weiß ja nie, und ich verschwinde in die Druckerei in der Stadt um Bestellungen fertig machen zu lassen. Zurück komme ich zwischen 13.30 und 14 Uhr, und endlich erwische ich die Nachbarin, die gerade im Begriff ist in ihrer Wohnung zu verschwinden. So nicht, ich spreche sie direkt an, sie hat keine Chance mir zu entkommen. Es folgt ein Gespräch, bei dem ein Part relativ hilflos versucht zu erfragen wo denn genau das Problem liegt und wie die Lösungsvorschläge aussehen, der andere Part recht schnippisch erklärt dass sie "keinen Fuß in dieses Loch setzen" werde, keinen Kontakt in irgendeiner Form wünscht, sich weigert eine Liste mit den Uhrzeiten und genauen Bezeichnungen der Störungen zu führen, und mit "weiteren Schritten gegen Sie" droht, deren Gestalt sie "Ihnen in keinster Weise zu sagen" brauche, "das werden Sie schon noch merken".
Mir wird empfohlen einen Schalldämpfer für die Klospülung zu kaufen, und mir und meinem "Lebensgefährten da" mal die allgemeine LEISE Bedienung von Badarmaturen anzueignen. Sie wäre außerdem nicht die einzige, die sich über die Lautstärke aus unserer Wohnung beschwere. Ich erkläre, immernoch am Treppengeländer lehnend, der mittlerweile einen Schritt weiter in ihre Wohnung zurückgewichenen, dass das Problem der Lärmstörung mittlerweile gelöst ist, die Belästigung in der Nacht von Freitag auf Samstag von der WG über mir kam, und dass das die Nachbarin höchstpersönlich gesehen und gelöst habe. Ich stand daneben. "Ach, und Sie glauben dass das damit erledigt ist?". Ja, glaube ich. Außerdem biete ich ihr die Telefonnummer meiner Vermieterin an, die sie aber abwertend ablehnt, sie wolle keinen Kontakt.
Gut, Gespräch beendet. Interessant, dass sie mir sagt sie will meine Vermieterin keinstenfalls sprechen, sie aber am selben Vormittag noch angerufen hat. Was sie kann, kann ich auch. Tür zu, Telefon in die Hand, Vermieterin anrufen und berichten.
Die Vermieterin schildert mir kurz den Inhalt des Telefonats. Die Nachbarin war wohl leicht empört, dass die Vermieterin nicht auf die Anschuldigungen eingestiegen ist, sondern angefangen hat Details nachzufragen. Sie konnte sich unter anderem nicht vorstellen, dass es der Wahrheit entsprach, dass ihre Mieter vier Stunden lang, nämlich die angeführte Zeit von 22 bis 2 Uhr Nachts, im drei-Sekunden-Takt den Wasserhahn auf- und zugemacht hätten. Die Nachbarin wechselte Daraufhin die Beschuldigung in Türenknallen. Auch den Vorschlag eine Liste mit Uhrzeit und genauer Störung zu führen nahm sie wohl weniger an. Meine Vermieterin versuchte mich zu beruhigen und abzulenken. Mir wurde aufgetragen mit Freunden auf Abend einen Biergarten zu besuchen, was ich später des Abends auch tat. Dort stieß meine Geschichte auf offene Ohren und ich erntete damit sehr viele Lacher. Naja, wenigstens was. Leider musste ich dann zwischen 22.55 und 23 Uhr wieder das Bad benutzen bevor ich zu Bett ging. An die Wand geklopft hat sie diesmal nicht, aber vielleicht einen kleinen roten Totenkopf auf ihre Finger-Im-Arsch-Liste gemacht.
Mittwoch ist Eigentümerversammlung, meine Vermieterin wird mich unterrichten wie diese vonstatten ging. Ich bin gespannt. Vorzuwerfen habe ich mir nach wie vor nichts, dafür lese ich mittlerweile diverse Gerichtsurteile über Badbenutzung in Mietshäusern...

Freitag, 24. April 2009

Nachbarn, Nachdenken und schönen Dank für Nix

Neue Wohnung, neue Nachbarn.
Bereits beim Umzug eine Nierenbeckenentzündung eingefangen, die nach dem Geschleppe auskurriert werden wollte. In der selben Woche noch ein Zettel im Briefkasten mit dem Hinweis, dass man sofort die provisorischen Klingelschilder durch "ordnungsgemäß in die dafür vorgesehenen Einrichtungen an Haustür, Wohnungstür und Briefkasten" anzubringen hätte
statt einem "Herzlich Willkommen". Na freilich, ich liege selbstverständlich lieber mit Schüttelfrost flach als Klingelschilder auszutauschen!

Aber der/die Deutsche hält halt gerne Ordnung, vor allem ab einem Lebensalter jenseits der 70, oder wenn Hartz4 am Start ist. Und natürlich wird das Umfeld akribisch beobachtet und sofort ermahnt wenn es aus der Reihe tanzt. Sehr nett, da fühlt man sich wohl, gut aufgehoben und unbeobachtet.
Nach kurzer Eingewöhnungsphase stehen dann die Nachbarn von unten klingelnderweise vor der Tür (aber wenigstens persönlich), es würde dröhnen, man hätte die Lärmquelle bitte abzustellen. Ok, altes Haus, die Böden nicht die besten, Basslastiges überträgt sich. Eingesehen, entschuldigt, Problem aus der Welt geschafft, Nachbarn auf Nachfrage auch zufrieden.
Endlich in ruhe hier wohnen. Denkste.
Nun sind wir natürlich die Bösen im Haus, es scheint sich herumzusprechen. 2 Monate nach Einzug ein neuer Zettel im Briefkasten. Am Computer getippt, nicht mal ein voller Name als Absender. Der Ton mehr als unfreundlich. Wir würden unseren Pflichten, die die Hausordnung vorschreibt
, nicht nachkommen. Dies zeige sich darin, dass wir Türen schlagen, und - vor allem in den Nachtstunden - die Badarmaturen sowie Toilettenspülung zu laut bedienen. Bei unserer Vormieterin hätte es dererlei Probleme NIE gegeben, und unsereins hätte das s o f o r t zu unterlassen.
Kurze Nachforschungen ergeben, dass der Zettel von der Nachbarin verfasst wurde, mit deren Wohnung wir uns die Badezimmerwand teilen.
Da ich leider weder weiß wie man unsere immer offen stehenden Türen zuschlägt und sie dabei gleichzeitig sperrangelweit offen lässt, noch wie man Wasserhahn und Klospülung unterschiedlich laut bedient, wandert der Zettel erst mal zusammengefaltet in der Ecke. Natürlich denkt man weiter darüber nach, und es wurmt. Warum klopft die Nachbarin (es ist eine nicht mehr ganz so jugendlich frische Frau, wie meine Vormieterin mir erzählen kann) nicht einfach, wenn sie was stört? Sind die 2 Meter von Haustür zu Haustür zu viel? Hat sie Angst dass ich sie verprügle? Oder anschreie? Ist direkte Kommunikation aus der Mode? Und da die VHS auch keine Workshops "Leise scheißen für Anfänger" anbietet, beschließe ich den Brief als Witz aufzufassen. Soll die Dame ihre "Macht" als Eigentumswohnungsbesitzerin und Mitglied des Hausbeirates anderweitig ausleben, aber nicht mit mir, und schon gleich nicht mit einem feigen Briefchen in unmöglichem Ton. Laut diversen Gerichtsbeschlüssen dürfte ich sogar jede Nacht eine halbe Stunde duschen. Auch wenn es 3 Uhr morgens ist. Ich erwäge demnächst von meinem Recht gebrauch zu machen. Denn wenn Sie darauf pocht 24/7 mit einem Finger in der Nase und dem anderen im Hintern ihrem Häkeldeckchen in absoluter Ruhe lauschen zu wollen, dann darf ich mich auch waschen.

Jetzt, am Freitag Abend um halb 10 Abends dröhnt seit etwa zwei Stunden Musik hör- und spürbar von über mir durch das Haus. Mir egal, auch wenn die Musik schlecht ist. Ich kann es entweder einfach ignorieren, oder, sollte es schlimmer werden, halt Kopfhörer aufsetzen und was anderes hören. Und wenn ich müde genug bin kann um mich die Welt untergehen, mir auch bums, ich geh dann schlafen.
Ich. Aber nicht die Nachbarn von unten. Es klingelt an meiner Tür. Ich öffne leicht schlaftrunken, davor steht die leicht schielende Frau mit der dicken rechteckigen (topmodischen) Brille. Sie trägt mehrere Lagen Kleidung, die äußerste Schicht eine grobe graue Strickjacke, schwarze Nickitrainingshosen und großmütterlich angehauchte beige Filzpuschen. Sehr sexy. Passt gut zu ihren verwurstelten, schlecht blondierten Haaren und den Lippenstiftresten in ihrem Gesicht. Sie faucht mich an: "Egal was es ist, machen sie es sofort aus!". Ich schaue sie fragend an. Das einzige was lief war mein Hamster im Laufrad, ich lag bis dato mit einem Buch auf dem Sofa. Das erkläre ich ihr und bitte sie auch herein, um sich selbst davon überzeugen zu können. Sie wird noch pampiger. Sie wolle nicht "DA (abwertendes Kopfnicken) rein", sie wolle "ins Bett und in Ruhe schlafen, und das ohne dieses Gewummer", ich solle das abstellen! Tja, blöd nur dass es in meiner Wohnung ruhig ist, man die Musik aber immernoch hört. Ich rate ihr doch mal noch eine Treppe weiter nach oben zu steigen, ich würde auch gerne mitkommen. Sie gibt einen abschätzigen Laut von sich, verdreht die Augen und sagt "noch eins höher? Glauben sie das allen ernstes?"
Ja, tu ich. Und siehe da, als wir oben an der Tür klingeln öffnet eine junge Frau, die sich sichtbar schlagartig bewusst wird warum wir vor ihrer Tür stehen. Sie rennt sofort los und dreht die Musik leiser, während der blondierte Filzball neben mir leise keift. Ich lehne derweil an der Wand im Treppenhaus und beobachte sie dabei. Ab diesem Moment schaut sie mir nicht mehr ins Gesicht. Wir verabschieden uns von der Bewohnerin des obersten Stockwerkes (Nachbarin mit "Das das jetzt aber das letzte mal war!", ich mit einem Grinsen und Zwinkern) und gehen wieder nach unten. Eigentlich könnte sie sich jetzt bei mir entschuldigen, da man mich zu unrecht verdächtig und mich beschimpft hatte, aber nein. Diese Blöße muss man sich ja nicht geben. Ich wünsche der Trulla freundlich und höflich eine gute Nacht, einen ruhigen Schlaf und ein schönes Wochenende, sollte man sich nicht mehr sehen. Sie schaut mich selbst da nicht mehr an, sondern trabt weiter die Treppe nach unten. Ein gemurmeltes, kaum hörbares "Nacht" ringt sie sich noch ab.

Wohnen in diesem Haus wirklich zum Großteil diese Gartenzwergnazis? Muss man ab 18 Uhr auf Toilettengänge verzichten? Was kommt, wenn ich täglich eine halbe Stunde Gitarre üben würde (was der Gesetzgeber im Übrigen erlaubt)? Werde ich gesteinigt wenn ich mein Rad nicht auf den Zentimeter genau in den Fahrradständer stelle? Wie lange dauert es bis zur Anzeige, wenn ich einen Penis auf meinen Briefkasten male? Finde ich genug legale Methoden meine Nebenan-Nachbarin in den Wahnsinn zu treiben? Darf ich im Treppenhaus ohne Voranmeldung niesen? Warum darf der Filzball einen ständig kläffenden Köter haben, ich aber keine 10 Minuten laut Musik hören? Wie fühlt man sich, wenn man immer auf die anderen Hausbewohner aufpassen muss, damit die auch ja alles richtig machen? Sind Häkeldeckchen eine Alternative zum Computer?

Eigentlich wollte ich gerne hier bleiben. Aber wenn diese makrokarierten Schnarchnasen hier aus jeder Mücke einen Elefanten machen, dann kann die Vermieterin noch so nett sein, dann sitze ich die Zeit hier ab bis mein Herzblatt mit dem Studium fertig ist, und dann bin ich weg. Und zum Abschied scheiß ich der Nebenan-Nachbarin ganz leise einen großen Haufen vor die Tür.