Sonntag, 26. April 2009

Leise pinkeln Teil 2

Am Samstag um etwa elf Uhr klingelte das Telefon, dran war meine Vermieterin. Die Nebenan-Nachbarin hatte sie soeben angerufen und sich über uns beschwert. Ruhestöhrung, Badbenutzung in den Nachtstunden in exorbitantem Ausmaß etc. Die Vermieterin erbat sich eine kurze Bedenkzeit und unterrichtete mich davon. Wir waren uns schnell einig, dass die Nachbarin übertreibt und sich sogar gerne selbst widerspricht. Da die Dame nun definitiv zu Hause zu sein schien wollte ich - mittlerweile den fünften - Versuch unternehmen und mit ihr persönlich sprechen. Ich war eh schon auf dem Weg in die Stadt, da traf sich das sogar ganz gut. Aufgelegt, zwei Schritte zur Nachbarstür, mehrfach klingeln, klopfen und warten zwischendurch. Keine Reaktion. Zurück in die eigenen vier Wände, Vermieterin zurückrufen. Wir kommen überein, dass sie die Nachbarin zurückruft und ihr den direkten Kontakt nahelegt, da sie am Telefon auch schlecht was machen kann.
Wir verabschieden uns, verabreden noch dass das Telefonat nie stattgefunden hat - man weiß ja nie, und ich verschwinde in die Druckerei in der Stadt um Bestellungen fertig machen zu lassen. Zurück komme ich zwischen 13.30 und 14 Uhr, und endlich erwische ich die Nachbarin, die gerade im Begriff ist in ihrer Wohnung zu verschwinden. So nicht, ich spreche sie direkt an, sie hat keine Chance mir zu entkommen. Es folgt ein Gespräch, bei dem ein Part relativ hilflos versucht zu erfragen wo denn genau das Problem liegt und wie die Lösungsvorschläge aussehen, der andere Part recht schnippisch erklärt dass sie "keinen Fuß in dieses Loch setzen" werde, keinen Kontakt in irgendeiner Form wünscht, sich weigert eine Liste mit den Uhrzeiten und genauen Bezeichnungen der Störungen zu führen, und mit "weiteren Schritten gegen Sie" droht, deren Gestalt sie "Ihnen in keinster Weise zu sagen" brauche, "das werden Sie schon noch merken".
Mir wird empfohlen einen Schalldämpfer für die Klospülung zu kaufen, und mir und meinem "Lebensgefährten da" mal die allgemeine LEISE Bedienung von Badarmaturen anzueignen. Sie wäre außerdem nicht die einzige, die sich über die Lautstärke aus unserer Wohnung beschwere. Ich erkläre, immernoch am Treppengeländer lehnend, der mittlerweile einen Schritt weiter in ihre Wohnung zurückgewichenen, dass das Problem der Lärmstörung mittlerweile gelöst ist, die Belästigung in der Nacht von Freitag auf Samstag von der WG über mir kam, und dass das die Nachbarin höchstpersönlich gesehen und gelöst habe. Ich stand daneben. "Ach, und Sie glauben dass das damit erledigt ist?". Ja, glaube ich. Außerdem biete ich ihr die Telefonnummer meiner Vermieterin an, die sie aber abwertend ablehnt, sie wolle keinen Kontakt.
Gut, Gespräch beendet. Interessant, dass sie mir sagt sie will meine Vermieterin keinstenfalls sprechen, sie aber am selben Vormittag noch angerufen hat. Was sie kann, kann ich auch. Tür zu, Telefon in die Hand, Vermieterin anrufen und berichten.
Die Vermieterin schildert mir kurz den Inhalt des Telefonats. Die Nachbarin war wohl leicht empört, dass die Vermieterin nicht auf die Anschuldigungen eingestiegen ist, sondern angefangen hat Details nachzufragen. Sie konnte sich unter anderem nicht vorstellen, dass es der Wahrheit entsprach, dass ihre Mieter vier Stunden lang, nämlich die angeführte Zeit von 22 bis 2 Uhr Nachts, im drei-Sekunden-Takt den Wasserhahn auf- und zugemacht hätten. Die Nachbarin wechselte Daraufhin die Beschuldigung in Türenknallen. Auch den Vorschlag eine Liste mit Uhrzeit und genauer Störung zu führen nahm sie wohl weniger an. Meine Vermieterin versuchte mich zu beruhigen und abzulenken. Mir wurde aufgetragen mit Freunden auf Abend einen Biergarten zu besuchen, was ich später des Abends auch tat. Dort stieß meine Geschichte auf offene Ohren und ich erntete damit sehr viele Lacher. Naja, wenigstens was. Leider musste ich dann zwischen 22.55 und 23 Uhr wieder das Bad benutzen bevor ich zu Bett ging. An die Wand geklopft hat sie diesmal nicht, aber vielleicht einen kleinen roten Totenkopf auf ihre Finger-Im-Arsch-Liste gemacht.
Mittwoch ist Eigentümerversammlung, meine Vermieterin wird mich unterrichten wie diese vonstatten ging. Ich bin gespannt. Vorzuwerfen habe ich mir nach wie vor nichts, dafür lese ich mittlerweile diverse Gerichtsurteile über Badbenutzung in Mietshäusern...

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