Dienstag, 16. September 2008

Schlüsselerlebnisse

Vergangenen Sonntag bringe ich das Kunststück fertig und verbiege meinen Türschlüssel. Schöne Scheiße. Zur Wohnung gibt es zwei Schlüssel: meinen und den meiner Mitbewohnerin. Den dritten gibt es noch nicht, wohl aber die Berechtigungskarte dafür, die seit Einzug in meinen Unterlagen wohnt. Meine Mitbewohnerin ist zum Glück zu Hause, und lässt mich nach 3x Klingeln und Klopfen auch in die Wohnung. Der Versuch den Schlüssel mittels Zange wieder hinzubiegen scheitert teilweise, so kann ich damit die Haustür wieder öffnen, aber nicht die Wohnung. Da unser Wohnhaus eine Schließanlage besitzt rechne ich schon mit einem mehrstelligen Betrag in exorbitanter Höhe was den Ersatz des Schlüssels angeht. Natürlich habe ich auch keine Ahnung ob ich für das Ersetzen des Schlüssels einen Wisch von Vermieterin oder Hausverwaltung brauche, weswegen ich Montag morgen sofort zu jener welcher Hausverwaltung marschiere. Im Gepäck die Berechtigung zur Anfertigung eines Drittschlüssels. Die offenbar frisch ausgelernte, leicht gruselig geschminkte junge Dame lächelt mich zu sich. Ich erkläre ihr dass ich meinen Schlüssel verbogen habe, und diesen jetzt ersetzen lassen möchte. Meine Frage: "Brauche ich eine Genehmigung der Hausverwaltung dafür?" zaubert ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Jaja, ich müsse jetzt meine Vermieterin anrufen, damit diese der Hausverwaltung den Auftrag erteilt eine Berechtigungskarte auszustellen, die mir per Post zugeschickt wird, mit der ich dann einen Schlüssel machen lassen dürfe. Ich zögere und erkläre ihr, dass ich bereits eine solche Berechtigungskarte besitze, zur Anfertigung eines Drittschlüssels, aber lediglich wissen möchte ob ich zum Ersatz meines Schlüssels, also kein Zusätzlicher, ebenfalls eine Erlaubnis brauche (- man weiß ja nie). Sie strahlt wieder und lässt verlauten wie glücklich ich mich schätzen könne, dass ich meinen Schlüssel jetzt verbogen hätte und das bereits unterschriebene Formular (für den Drittschlüssel) nun gebrauchen muss, denn sonst müsse ich ja bei Auszug drei Schlüssel vorweisen, und es gibt ja nur zwei. In meinem Gesicht erscheint ein Fragezeichen, was die Kollegin hinter der übermotivierten Kauffrau lächeln lässt. "Ahm, dann hätte ich bei Auszug zwei Schlüssel und die Berechtigungskarte wieder abgegeben?" ... Ihr vergeht ganz kurz das steinerne Lächeln, man sieht wie sie denkt. Dann lacht sie wieder: "So lange hebt man doch ein Stück Papier nicht auf, ein Schlüssel ist besser! Also, sie müssen jetzt ihre Vermieterin anrufen, damit die bei uns schriftlich..." Ich lasse mir nochmal erklären was ich bereits weiß und mich immernoch nicht interessiert, und frage mich ob sie mir überhaupt zugehört hat, beziehungsweise meine Frage verstanden hat. Offenbar nicht. Mir wird es zu viel, als sie zum dritten Mal ansetzt mit die Geschichte der Bürokratie zu erzählen, ich flüchte mit einer freundlichen Verabschiedung und mache mich auf den Weg zum Schlüsselbauer, dessen Adresse praktischerweise auf meinem Schlüssel steht.
Dort angekommen frage ich den stämmigen Handwerker mit den wachen Augen:
"Hallo, ich habe meinen Schlüssel verbogen. Es ist eine Schließanlage. Hier ist der verbogene Schlüssel, kann ich mir den bei Ihnen ersetzen lassen, oder brauchen Sie dafür eine Bescheinigung der Hausverwaltung bzw. der Vermieterin?"
Er nimmt meinen Schlüssel, lässt sich meinen Ausweis zeigen, vergleicht Adresse und Schlüsselnummer mit der in seinen Unterlagen, fräst mir einen neuen Schlüssel und vernichtet meinen Verbogenen. Die Bescheinigung für den Drittschlüssel begutachtet er, schimpft über "diese Frau B.....dings", die "es nicht mal schafft die Felder auf dem Wisch da richtig auszufüllen. Zu blöd zum unterschreiben an der richtigen Stelle, das is mein Feld hier....", und fräst mir den Drittschlüssel auch noch.
Das Ganze ist eine Sache von keinen zehn Minuten.

Warum einfach & effizient, wenn es auch kompliziert geht, wenn man nur nicht richtig zuhört oder einfach keine Ahnung hat,...

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