Mittwoch, 20. Mai 2009

Von allen Seiten

Als Nachbarin hat man es nicht leicht. Als meine Nebenan-Nachbarin offensichtlich schon gar nicht. Die Ärmste muss sich nicht nur über mich beschweren weil ich Nachts pinkeln gehe, sondern auch über die Mieter über ihr. Dort biss sie ebenfalls auf Granit, wie mir der einer der beiden aus dortiger WG erzählt. Mit dem jungen Mann hatte ich schon am Tag des Einzugs sofort sympatisiert. Er studiert Musik, und er kommt ursprünglich aus der selben Gegend wie ich. Und nu haben wir uns doch glatt mal über die Nachbarin unterhalten. Nicht nur ich bekam böse Briefe von ihr, sondern auch er und seine Mitbewohnerin. Er würde zu laut und zu lange sein Instrument proben, und seine Mitbewohnerin würde - man glaubt es nicht - in der Wohnung umherlaufen. Dass er eigentlich zu festen Zeiten außerhalb der Ruhezeiten des Hauses übt war für die Nachbarin kein Grund sich nicht zu beschweren. Gebracht hat es ihr nur leider gar nichts. Es darf weiter geübt und gelaufen werden.
Ich selbst habe mich dazu entschlossen der Nachbarin auf einer völlig anderen Art und Weise zu begegnen als sie mir. Natürlich könnte ich zum Anwalt und ihr einen Wisch aufsetzen lassen von wegen Rufschädigung und übler Nachrede, Verleumdung etc., aber nein. Ich hasse Papierkrieg, und ich find's einfach lächerlich. Meine Art von Protest gegen ihr Verhalten: Freundlichkeit!
Ich halte ihr die Haustür auf, wenn sie schwerbeladen angetorkelt kommt, ich grüße sie freundlich und mit einem Lächeln, und wenn ihr voller Müllbeutel vor der Wohnungstür steht, dann nehme ich den selbstverständlich mit runter und stecke ihn in die Mülltonne. Und man sieht ihr an dass ihr das gar nicht gefällt. Für den Fall dass sie wieder an die Wand klopft wenn ich Zähne putze habe ich kleine Zettelchen mit Herzchen darauf vorbereitet, die dann in ihren Briefkasten wandern werden. Warum sollte ich mir auch das Leben schwer machen, nur weil sie einen wesentlichen Gedankengang nicht auf die Reihe bekommt? :)

Wenn ich absolute Ruhe und keine Nachbarn will, dann ziehe ich nicht in einer fast-Großstadt in ein 24-Parteien-Mietshaus in den 4. Stock mit Wohnung richtung Hauptstraße, sondern in ein Kaff. Dort suche ich mir ein kleines, freistehendes Haus. Oder einen Einödbauernhof in den Alpen. Aber selbst dort würde sie wahrscheinlich die Schafe verkalgen wollen wegen zu lautem Blöken.

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